Wichtige Weichen in der Tabakprävention sind gestellt
Apr. 2017Ende der Nationalen Präventionsprogramme
Nationales Programm Tabak 2008–2016 (NPT 2008–2016). «Die tabakbedingten Todes- und Krankheitsfälle in der Schweiz sind reduziert.» Mit dieser Mission hat der Bundesrat im Jahr 2008 das NPT 2008–2016 verabschiedet und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit der Umsetzung beauftragt. Wie haben sich Tabakkonsum und -prävention seither entwickelt? Eine Bilanz.
Die Zahlen des Suchtmonitoring Schweiz belegen Erfolge der Tabakprävention in den Jahren 2008 bis 2016: Der Anteil Rauchender in der Bevölkerung ist von 27 Prozent (2008) auf 25 Prozent (2015) zurückgegangen. Positiv ist auch der Rückgang der Rauchenden bei den 15- bis 19-Jährigen von 26 Prozent (2008) auf 24 Prozent (2015). Besonders erfreulich ist der Trend beim Passivrauchen: Waren 2008 noch 21 Prozent der Bevölkerung unfreiwillig starkem Zigarettenrauch ausgesetzt, waren es 2015 noch 5,4 Prozent. Massgeblich dazu beigetragen hat die Umsetzung des Bundesgesetzes zum Schutz vor Passivrauchen, das im Mai 2010 in Kraft trat. Auch in Sachen Wissen und Einstellung hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung weiss um die Schädlichkeit des Rauchens; sie befürwortet zu 58,1 Prozent (2015) ein allgemeines Tabakwerbeverbot und zu 69,7 Prozent ein Tabakwerbeverbot, das überall gilt ausser in den Verkaufsstellen.
Vier zentrale Handlungsfelder
Um die drei Oberziele (vgl. Box) des NPT 2008–2016 zu erreichen, wurden vier zentrale Handlungsfelder bearbeitet: «Information und Meinungsbildung», «Gesundheitsschutz und Marktregulierung», «Verhaltensprävention» und «Koordination und Zusammenarbeit».
1) Information und Meinungsbildung: von der Sensibilisierung zur Aktivierung
Bevölkerung und Entscheidungstragende müssen die Gefährlichkeit von Tabakprodukten kennen, damit die Akzeptanz für Präventionsmassnahmen gegeben ist. Um die Botschaften öffentlichkeitswirksam zu verbreiten, sind massenmediale Kampagnen ein geeignetes Mittel (s. Artikel zu den Tabakpräventionskampagnen).
An der Schnittstelle von Kommunikation und Forschung steht das seit 2001 durchgeführte Tabakmonitoring Schweiz, das im Jahr 2011 in das Suchtmonitoring Schweiz überführt wurde. Die Ergebnisse dokumentieren die Veränderungen in der Bevölkerung beim Konsum und bei der Einstellung zum Rauchen.
2) «Gesundheitsschutz und Marktregulierung»: Gesetze und Steuerpolitik weiter ausbauen
Im Zentrum standen die vielfältigen Bestrebungen, die gesundheitsschädigende Wirkung des Tabakkonsums durch strukturelle Massnahmen einzudämmen. Die gesetzlichen Grundlagen zu Konsum, Herstellung, Vertrieb, Werbung usw. betreffend Tabakprodukte sollen den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Wirksamkeit von Präventionsmassnahmen und den international geltenden Standards angepasst werden. Seit dem 1. Mai 2010 ist ausserdem das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen in Kraft, das in geschlossenen und öffentlich zugänglichen Gebäuden das Rauchen verbietet. Dadurch konnte die Passivrauchexposition der Bevölkerung stark reduziert werden.
Neben Gesetzesbestimmungen sind auch Tabaksteuererhöhungen ein äusserst wirksames Präventionsinstrument. Im Rahmen der Revision des Tabaksteuergesetzes hat sich der Nationalrat Ende 2016 entschieden, die Kompetenz des Bundesrates zur Erhöhung der Tabaksteuer nicht zu erneuern. Ein weiteres Projekt war die Erarbeitung eines neuen Tabakproduktegesetzes. Im Tabakproduktegesetz sollen die bestehenden Tabakbestimmungen aus dem auslaufenden Lebensmittelgesetz zusammengefasst werden. Ende 2016 hat das Parlament den Entwurf Tabakproduktegesetz an den Bundesrat zurückgewiesen. Der Bundesrat wurde beauftragt, den Entwurf zu überarbeiten.
3) Verhaltensprävention: BAG mit subsidiärer Rolle
Im Zentrum der Verhaltensprävention stehen jene Aktivitäten, die auf die Vermeidung oder Verminderung von gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen abzielen. Die Federführung für Massnahmen der Verhaltensprävention liegt bei den Kantonen, Gemeinden und Präventionsinstitutionen. Das BAG tritt in diesem Handlungsfeld nur subsidiär in Erscheinung. Das NPT 2008–2016 legte einerseits den Fokus auf die Jugend. Gerade junge Nichtrauchende sollen darin unterstützt werden, mit Rauchen gar nicht erst anzufangen. Andererseits lag der Fokus auf der Förderung des Rauchstopps. Seit Anfang 2010 wird mit kombinierten Bild- und Textwarnhinweisen auf Tabakprodukten auch auf die Rauchstopplinie 0848 000 181 hingewiesen. Die Rauchstopplinie wird vom Tabakpräventionsfonds (TPF) finanziert und von der Krebsliga Schweiz betrieben. Weitere Tabakpräventionsprojekte sind in der TPF-Projektdatenbank zu finden.
4) Koordination und Zusammenarbeit: Beziehungen zu Umsetzungspartnern stärken
Die Koordination der Massnahmen im Rahmen des NPT 2008–2016 und die Zusammenarbeit der Beteiligten (Bund, Kantone, NGO, Fachverbände, Private) ist eine Schlüsselaufgabe des BAG. Die strategische Leitung (BAG, Eidgenössische Kommission für Tabakprävention, Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren, TPF) und die operative Leitung des NPT 2008–2016 haben ihre Arbeit 2008 aufgenommen. Sie haben versucht, Synergien noch stärker zu nutzen und den Erfahrungsaustausch zu intensivieren. Dies im Sinne von «one goal, many voices». Dazu wurden die Partnerplattform Tabakprävention sowie kantonale Austauschplattformen in der Deutschschweiz und der Romandie etabliert. Insbesondere zu den Kantonen konnte der Kontakt und die Zusammenarbeit verstärkt werden.
Trotz der positiven Entwicklungen ist der Handlungsbedarf in der Tabakprävention nach wie vor hoch. Pro Tag sterben in der Schweiz 25 Personen an den Folgen des Tabakkonsums. Für die Allgemeinheit entstehen Kosten von rund 5 Milliarden pro Jahr. Das Rauchen ist und bleibt die wichtigste Einzelursache für den Verlust von Lebensqualität und Lebensjahren. Tabak ist der wichtigste Risikofaktor für nichtübertragbare Krankheiten (z.B. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen). Die Tabakprävention muss daher im Fokus der öffentlichen Gesundheit bleiben.
Das BAG verfolgt auch weiterhin die aktuelle Entwicklung rund um den Tabakkonsum. Nur so kann eine zeitgemässe und wirksame Tabakprävention betrieben werden. Dies geschieht 2017–2024 im Rahmen der Nationalen Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten und der Nationalen Strategie Sucht.
Nationales Programm Tabak 2008–2016: das Wichtigste in Kürze
Mission: Die tabakbedingten Todes- und Krankheitsfälle in der Schweiz sind reduziert.
Oberziel 1: Der Anteil der Rauchenden in der Wohnbevölkerung der Schweiz ist von 29% (2007) auf rund 23% gesunken.
Oberziel 2: Der Anteil der Rauchenden in der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen ist von 24% (2007) auf unter 20% gesunken.
Oberziel 3: Der Anteil der Personen, die wöchentlich 7 Stunden oder mehr dem Tabakrauch anderer Personen (Passivrauchen) ausgesetzt sind, ist von 27% (2006) auf rund 5% gesunken.